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«Posthuman – durch Odessas rohe, ungefilterte Linse»
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  • Ausstellung

Begegnungszentrum Bienzgut, Bümpliz

«Post­hu­man – durch Odes­sas ro­he, un­ge­fil­ter­te Lin­se»

Freitag, 12. Dezember 2025

Arbeiten von Ute Kilter & Victor Malyarenko und Philip Perlovsky

Selbst wenn wir uns einem posthumanen Horizont nähern, liegt unsere Verbindung zum Menschsein in unserer Fähigkeit zu leiden, zu ertragen und mit unserem vergänglichen Körper zu ringen. Diese Werke demontieren das anthropozentrisch ausgerichtete Weltbild. Sie versetzen uns in Bereiche, in denen Identität inmitten von Technologie, Trauma und zeitlichem Wandel zerbricht und sich neuformiert.
Text: Andrii Sihuntsov

Das Museum of Odesa Modern Art und Videocity verantworten seit Anfang 2025 gemeinsam Videoprogramme sowohl in Odessa als auch in Bern. Der Kurator Andrii Sihuntsov wurde eingeladen, eine Auswahl aus der MoOMA (Museum of Odesa Modern Art) Sammlung zum Thema «Posthuman» zusammenzustellen.

Das Programm wird in Zusammenarbeit mit Videocity im Oktober und November in der REX Box, Bern und der HKB Mediothek gezeigt, im Dezember bei videokunst.ch in den Videofenstern im Houdini Kino/Bar, Zürich und im Bienzgut, Bümpliz.

Ute Kilter und Victor Malyarenko – «Die Strasse», 1997, 5:52 Min.
MoOMA – Museum of Odesa Modern Art

Das Video beginnt mit dem Blick auf eine belebte Strasse in einer Stadt. Eine Person des Filmemacher:innenduos eilt zu einem plötzlich auftauchenden Maschendrahtzaun. Getrennt voneinander nähern sich beide zudem einer Mauer mit der Inschrift «CAMEL». Vladimir Lenins Rede gegen den Kapitalismus erklingt im Hintergrund. Das Duo wirft sich immer wieder gegen den Maschendrahtzaun, im Versuch, diesen zu überwinden – doch vergeblich. Im Video gibt es mehrere verschlüsselte Hinweise: Das Wort «CAMEL» wird zum Symbol für eine Reise durch eine Wüste und die Mauer unterbindet soziale Beziehungen. Das ständige Anrennen an Grenzen und Hindernisse kommt der schmerzvollen Arbeit des Sisyphus gleich, ein sinnentleertes Tun und Verfangen sein.

Philip Perlovsky – «Eye am zoom», 1993, 4:05 Min.
MoOMA – Museum of Odesa Modern Art

Das zentrale Motiv dieses Videos ist ein Auge, das sich allmählich vergrössert. Die sich überlagernden Ebenen des kollektiven Gedächtnisses werden aufgefächert. Das Auge blickt nicht nach aussen auf die Welt, sondern in das Bewusstsein hinein. Es spiegelt die Transformation der Subjektivität in einem Zeitalter der Technologie und der Auflösung traditioneller Identitätsvorstellungen wider. Die Horror-Thematik in Perlovskys Werk kann als Antwort auf die postsowjetische Übergangszeit gedeutet werden; eine Zeit, in der alte Strukturen zusammenbrachen und neue erst entstehen mussten. Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten waren die Folge. Die psychedelische Darstellungsweise dient nicht nur als ästhetisches Stilmittel, sondern auch dazu, die Fragmentierung des Denkens zu simulieren. Es ist ein Versuch, sich unter Bedingungen zu begreifen, unter denen die traditionellen Vorstellungen des «Ich» ihre Bedeutung verlieren. Somit wird das Auge mehr als ein Sehorgan — es verwandelt sich in ein Portal eines posthumanen Zustands, in dem Erinnerung und Horror als autonome Einheiten existieren, losgelöst vom Subjekt, das sie hervorgebracht hat.

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Informationen zur Veranstaltung

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