Re­gards du Sé­né­gal

Zum ersten Mal in der Schweiz widmet das Vitromusée Romont der senegalesischen Hinterglasmalerei eine eigene Ausstellung. Diese Volkskunst, die unter dem Wolof-Begriff Souwèr bekannt geworden ist, wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Maghreb und dem Nahen Osten eingeführt. Über arabische und berberische Händler, aber auch über Marabouts und senegalesische muslimische Gelehrte, die von Pilgerreisen zurückkehrten, verbreitete sich die Technik in den städtischen Zentren des Landes. Die Bilder, die von anonymen Malern kopiert wurden, erzählen die epische Geschichte des Islam und stellen die Anhänger des Propheten und Heilige dar. Später entwickelte sich das Souwèr zu einer identitätsstiftenden Ausdrucksform, die die grossen einheimischen Figuren der muslimischen Bruderschaften und des Widerstands gegen die französische Kolonialisierung darstellte. In den 1960er-Jahren, an der Schwelle zur Unabhängigkeit, entwickelte sich ein neues malerisches Repertoire unter dem Einfluss einiger Künstler, die profane Themen einführten. Die Ausstellung stellt mehrere senegalesische Künstler vor, die ihre Kreativität in der Neuinterpretation dieses ikonografischen Erbes zum Ausdruck bringen. Die Werke aus der Sammlung Afric.Art, die mehr als tausend Bilder umfasst, unterscheiden sich von den Hinterglasmalereien, die auf den touristischen Märkten angeboten werden und auf Massenproduktion ausgerichtet sind. Die Sammlung spiegelt die Sensibilität der Zürcher Sammlerin Marianne Berna wider, deren Interesse an dieser Strassenkunst bis in die späten 1990er-Jahre zurückreicht. Sie reiste oft in den Senegal, dokumentierte die Werkstätten in Dakar und lernte die Maler kennen.

Im Rahmen dieser Ausstellung bietet das Vitromusée Romont am 14. Juli 2024 einen Workshop in Hinterglasmalerei unter der Leitung des senegalesischen Malers Azou Bade an. Der Künstler wird auch am 7. Juli 2024 im Museum anwesend sein, um die Technik zu demonstrieren. Zwei einzigartige Gelegenheiten, einen Künstler zu treffen, der seit über 30 Jahren Souwèr herstellt. Er wurde an der École des Beaux-Arts in Dakar ausgebildet und lebt und arbeitet in Saint-Louis (Senegal). Die Teilnehmerzahl für den Kurs ist begrenzt, eine Anmeldung ist daher erforderlich.